Merkwürdige Landschaften, in denen ebene Flächen sich abstufen, wo die parallel laufenden Linien der ockerfarbenen Felder sich weit hinstrecken.

Eine nach warmer Erde duftende, aus Mineralien zusammengesetzte Welt, in deren Masse man den rundlichen Pinienapfel, das würfelförmige Bauernhaus oder den Himmel entdeckt, auf dessen Höhe gezähmte Gewitterstürme ihren Lauf beenden.


Oder auch einen See, zwischen zwei nachtdunklen Ufern ; an deren Rand bebt ganz sacht das goldene Herbstlaub. Er ist schon in Verschwindung begriffen und wird von einem geheimnisvollen Wind durchweht, der aus anderen Welten zu kommen scheint.

Malt er ein Stilleben, so stellt er die Gegensätze ganz ungeniert in den Raum. Doch unser Auge nimmt alsbald die diabolische Schärfe wahr, welche hier eine Spannung hervorruft, die kaum entstanden, sich in Bewegung setzt, sich ausbreitet und gewissermaßen das Bild herstellt. Nichts wird dem Zufall überlassen.
Viele Element geben sich hier ein Stelldichein.
Berührungspunkte und Kraftströme ziehen vorüber. Man hat das Empfinden einer fast allzu eindringlichen Ausstrahlung.

Vor uns haben wir moderne, man könnte auch sagen, zeitlose Malerei, trotz ihrer deutlich herausgearbeiteten Flächenhaftigkeit.
Man denkt an de STAEL ; an Matisse und an dessen Schüler, den bedeutenden Künstler Milton Avery.
Dennoch steht man vor den Bildern von KARAS , so wird man keinerlei Voreingenommenheit entdecken und keinen Versuch, irgendetwas beweisen zu wollen, um eine Lektion zu erteilen.

Dieser Maler fordert uns dazu auf, mit unseren Blicken seine Strukturen leicht und liebevoll zu streifen; er läßt uns sorglos durch melodische Landschaften schweifen, die uns schon im Traum erschienen waren.
Es klingt darin eine Musik voller zarter Rhythmen, die sich überlagern, einander gegenüber treten, einander umschlingen, ohne ins Chaos zu versinken.
Fließende, weder überladen noch schmucklos wirkende Rhythmen, denen etwas religiöses anhaftet. Die chromatische Harmonie, auch die Pinselstriche, werden deutlich, ohne gekünstelt zu wirken.

In ihnen liegt jene unendliche Sanftheit, die sich als Stärke offenbart.
Die Klangfarbe, jenes Instrument, jenes Medium, dessen Spiel KARAS vollkommen beherrscht, besteht in einem Hauch von Öl auf dem Grunde von Akrylikfarben, als ob auf solider Basis, der Künstler, der noch mehr leisten könnte, so tut, als sei er betäubt.

KARAS fügt mit Scharfsinn erdachte " Strukturen " (welch ein grobes Wort) ineinander.
Doch weiß er genau, daß die hoch-heilige Struktur garnichts bedeutet, wenn die Sinnlichkeit sich nicht dazugesellt.
Ein tadelloses Bild wäre eben nur perfekt ; wie traurig wäre es, wenn kein Humor, keine Zärtlichkeit, keine Lebensfreude dazugehörten.

Diese stetige Suche nach ernstzunehmender Genauigkeit, nach einer fehlerlosen Technik, nimmt sich selbst nie allzu ernst. Auf seinen Gemälden ist alles wie mit Kaliber abgemessen, aber zugleich ist auch alles induziert und suggeriert, im Rahmen eines heiteren Weltbildes, eines übertragbaren Optimismus.

Gewiß, die Kunst von KARAS ist durch seinen Geist bestimmt, denn sie ist konstruktiv und geordnet. Hat Goethe nicht gesagt : "Kunst ist Kunst, weil sie nicht Natur ist " ?

Es ist eine durchdachte Kunst, die jedoch zu unserer größten Freude stets zutiefst menschlich bleibt.

 

Dieser Artikel, gewidmet an KARAS, von Prof. COMANZO, Schriftsteller und Professor der Universität von Bourgogne, wurde übersetzt ins Deutsche von Prof. Dr. Pierre-Paul SAGAVE,Schriftsteller und Professor der Universität von Berlin und Paris X.